Station 6: sterben

06-full

„Denn Liebe ist stark wie der Tod“

(Hld 8,6)

Gedanke:

Ganz ehrlich? Ich bin froh, dass dieser Mensch mich nicht anschaut,
dass er sich von mir wegdreht.
Ich weiß nicht, ob ich ihm in die Augen sehen könnte.
Die Kratzer der Dornen auf seiner Haut sind äußere Wunden.
Die Verzweiflung in seinem Gesicht erzählt von den seelischen Qualen, die er in seinem Todeskampf durchlebt.

Lachende Augen oder einen lächelnden Mund hat dieser Mensch nicht mehr.
Es stimmt: Dieser Mensch ist nicht schön. Ich möchte wegsehen.

Aber irgendetwas lässt mich nicht.
Je länger ich ihm ins Gesicht sehe, desto mehr entdecke ich darin meine Züge. Ich mache mir Gedanken über die Wunden und Narben meines Lebens.
Wie oft bin ich schon verletzt worden?

Welche Sünden haben mich entstellt? Ich bin mir sicher: So wie es mir gerade geht, so können sich auch andere in seinem Gesicht entdecken.

Wenn mich mein Leid entstellt, wenn ich so unansehnlich bin, wird mir jemand in Liebe ins Gesicht sehen?

Gebet:

Herr,
öffne unsere Augen für die Liebe. Lass uns im Angesicht unseres gegenüber entdecken, was liebenswert ist. Gib uns den Mut, in Liebe denen beizustehen, die Verletzungen davon getragen haben.

Amen.

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