Geschichte

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Die Geschichte des Jugendkreuzweges ist schon 55 Jahre alt. Sie beginnt bei einem Katholikentag in Berlin, noch bevor die Mauer gebaut wurde. In den Folgejahren bildete der Jugendkreuzweg eine Brücke über die innerdeutsche Grenze hinweg. Die evangelische Jugend schließt sich an. Der Jugendkreuzweg ist ökumenisch. In den 70er und 80er Jahren beten zur gleichen Zeit an unterschiedlichen Orten in GANZ Deutschland, West und Ost, zigtausende von Jugendlichen den Kreuzweg. Der Jugendkreuzweg ist das größte ökumenische Ereignis in Deutschland.

Heute sind die Grenzen zwischen Ost und West abgebaut. Nun gilt es die Grenzen zwischen den unterschiedlichen christlichen Konfessionen zu überbrücken um gemeinsam zu beten.

Jugendliche rücken die Passion, die Leidensgeschichte Jesu in den Mittelpunkt. Sie verknüpfen diese Leidensgeschichte mit der aktuellen Wirklichkeit. Teilnehmende können sich selbst in den meditativen Gedankenanregungen wieder finden und Parallelen entdecken zwischen der Leidensgeschichte Jesu und dem Leid, das sie selbst kennen oder erleben.

In diesem Jahr stammen die Bilder des Jugendkreuzweges vom „Isenheimer Altar“ aus dem Mittelalter, zwischen 1512 bis 1516 erschaffen. Durch modern aufbereitete Bildausschnitte als „Instagram“ entstehen die Darstellungen der Stationen.

Mehr unter: www.jugendkreuzweg-online.de

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Prolog

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„Eine Stimme ruft: Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste!“

(Jes 40,3)

Gedanken:

Ein einfacher Mann,
es ist Johannes der Täufer.
In der einen Hand die Bibel,
mit der anderen verweist er auf Jesus am Kreuz.

Die alten Worte der Bibel erfüllen sich:
„Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste!“
Jesus wird getrieben auf den Weg durch seine Leidensgeschichte.

Jesus Leben, seine Worte und sein Wirken wurden dokumentiert.
Sein Tod und seine Auferstehung wurden überliefert,
damit wir uns eine Vorstellung vom Himmelreich machen können.

Schauen wir auf den Leidensweg Jesu,
auf den Augenblick seines Sterbens –
mit dem Glauben, dass es danach noch weiter geht.
Jesus. Christus. Der Menschensohn.
JENER MENSCH GOTT

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Station 1: zeigen

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„Herr, du Gott meines Heiles, zu dir schreie ich bei Tag und bei Nacht.“

(Ps 88,1)

Gedanken:

Jesus hängt am Kreuz.
Voller Wunden mit hängendem Kopf
und mit offenem Mund.
Der Körper zusammen gesackt.
Tod!

Ist das der Retter der Welt?
Der, der so viel Hoffnung gebracht hat, enttäuscht uns.
Wie kann es jetzt nur weiter gehen?

Maria, Jesus Mutter kann sich nicht mehr auf den Beinen halten.
Sie muss von Johannes, einem der Freunde von Jesus gestützt werden.
Maria Magdalena streckt ihre Hände zum Himmel und fleht ohnmächtig.
Alle unter dem Kreuz haben ihre eigene, besondere Geschichte mit Jesus.

Dieser Moment ist von Leiden, Trauer und Schmerzen bestimmt.
Kann ich glauben, dass hier eine neue Zeit anbricht?
Kann ich glauben, dass Not und Leid nicht das Ende sind?

Gebet:     

Herr Jesus Christus, Du hast am Kreuz großes Leid ertragen.
Deine besten Freunde und deine Mutter haben dich nicht verlassen und Dir beigestanden.
Ich weiß, wenn ich leide, wenn es mir nicht gut geht, mich Schmerzen quälen, bis Du an meiner Seite.

Hilf mir, Herr. Amen.

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Station 2: flehen

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„Doch wenn du kannst, hilf uns; hab Mitleid mit uns!“

(Mk 9,22b)

Gedanken:

Maria aus Magdala ist wieder am dichtesten an Jesus dran. Sie war ja auch sonst immer in seiner Nähe, hat ihm zugehört, hat ihn bewundert, ist ihm gefolgt.
Sie ist ihm bis unter das Kreuz gefolgt. Wie innig ihre Freundschaft gewesen sein muss, zeigt sich in ihrem Gesicht: Sie schaut nicht nur zu, sie leidet mit dem Gekreuzigten. Seine Qualen spiegeln sich in ihrem Gesicht wider.

Mit letzter Kraft, so scheint es, hebt sie ihre Hände zum Gebet empor. Ruft sie den Himmel um Hilfe an? Oder erkennt sie in jenem Menschen, der am Kreuz leidet, nicht nur einen Freund sondern ihren Gott?

„Wahre Freundschaft zeigt sich in der Not“, sagen manche Menschen. Auch ich kenne Situationen, in denen ich nicht weiß, wie ich mich verhalten soll, wenn es Freunden oder Familienmitgliedern schlecht geht. Zeige ich nicht meine Schwäche, wenn ich mit ihnen leide?

Gebet:

Gott.

Maria von Magdala ist Jesus bis unter das Kreuz gefolgt. Wenn es meinen Freunden schlecht geht, möchte ich auch in ihrer Nähe bleiben. Schenke mir Kraft Gott, damit ich ihnen ein treuer Freund sein kann. Und hilf mir, ihnen in schweren Stunden beizustehen.

Amen.

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Station 3: zerbrechen

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„Maria wird einmal sehr viel Leid ertragen müssen, das ihr wie ein Schwert durch die Seele dringen wird.“

(Nach Lk 2,21-40)

Gedanken:

Ruhe.

Maria scheint zu schlafen. Doch es ist kein Schlaf – es ist Ohnmacht.
Vor ihren geschlossenen Augen sieht sie noch einmal ihren Sohn:
vor dem Richter, auf dem Kreuzweg, Hohn und Spott ausgesetzt.
Und ihn dann einem Verbrecher gleich am Kreuz zu sehen, war zu viel für sie.
Ihre Kraft ist aufgebraucht. Auch sie ist am Ende – zerbrochen.

Mitgenommen von so einer Situation,
Mitleid, das so groß ist, dass es körperliche Schmerzen verursacht.
Als wenn einem das Herz aus der Brust gerissen wird.
Je mehr mir an dem anderen Menschen liegt, umso größer sind meine Schmerzen.
Hast du das schon mal in deinem Leben ertragen müssen?

Gebet:

Herr, wenn ich das Gefühl habe, mich zerreißt es gleich, es ist nicht mehr auszuhalten.
Dann sei du in meiner Nähe und gib mir Kraft.

Amen.

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Station 4: halten

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Gott spricht: „Ich will dich bergen in meinen Armen.“

(Jes 51,16b)

Gedanken:

Johannes stützt Maria.
Aus eigener Kraft könnte sie wohl kaum noch unter dem Kreuz stehen.
Sein Arm hält die Mutter Jesu fest, seine Hand stützt ihre Hände.
So kraftlos die eine, so verzweifelt der andere.

Sie scheinen doch sehr vertraut.
Auch wenn das Licht auf die beiden fällt: Um sie herum ist es dunkel.
Um sie herum ist Leid – Schmerz – Tod.

Da ist keine Kraft mehr um eine Fassade aufrecht zu erhalten.
Das ist nur noch Ruine.
So wie die Ruine der Nikolai-Kirche. Alt. Kaputt.
Die Hamburger und die Gemeinde halten daran fest.

Hast du schon mal so viel Halt und Zuspruch erfahren?
Hast du schon mal soviel Halt und Trost geben müssen?

Gebet:

Herr, wenn ich jemanden brauche, der mich stützt und der zu mir hält, dann lass mich Menschen finden, die das tun.
Lass mich darüber hinaus erkennen, dass du in meinen Schwersten Stunden an meiner Seite bist.

Amen.

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Station 5: leiden

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„So soll sich das Wort erfüllen, sie werden auf den schauen, den sie durchbohrt haben.“

(Joh 9,37)

Gedanken:

Das grausamste Bild dieses Kreuzweges.
Der Nagel fixiert die Hand am Holz, sie kann nicht mehr bewegt werden.
Welche Schmerzen muss jener Mensch haben, dessen Hand so grausam durchbohrt ist? Schon beim bloßen Denken daran, krümmen sich meine Finger.

Diese Hand, mit der Jesus Menschen gesegnet und geheilt hat, ist verwundet.

Noch einmal schaue ich auf diese Hand:
Sie ist nach oben geöffnet. Trägt der Herr noch etwas darauf? Lässt er los?
Oder hält er es seinem himmlischen Vater hin?

Fühle ich mich festgenagelt? Nutze ich meine Hände? Wozu?

Gebet:

Herr,
gib mir die Freiheit, meine Hände, mich mit meinen Fähigkeiten einzusetzen um Gutes zu tun. Lass mich meine Kraft spüren und nutzen.

Amen.

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Station 6: sterben

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„Denn Liebe ist stark wie der Tod“

(Hld 8,6)

Gedanke:

Ganz ehrlich? Ich bin froh, dass dieser Mensch mich nicht anschaut,
dass er sich von mir wegdreht.
Ich weiß nicht, ob ich ihm in die Augen sehen könnte.
Die Kratzer der Dornen auf seiner Haut sind äußere Wunden.
Die Verzweiflung in seinem Gesicht erzählt von den seelischen Qualen, die er in seinem Todeskampf durchlebt.

Lachende Augen oder einen lächelnden Mund hat dieser Mensch nicht mehr.
Es stimmt: Dieser Mensch ist nicht schön. Ich möchte wegsehen.

Aber irgendetwas lässt mich nicht.
Je länger ich ihm ins Gesicht sehe, desto mehr entdecke ich darin meine Züge. Ich mache mir Gedanken über die Wunden und Narben meines Lebens.
Wie oft bin ich schon verletzt worden?

Welche Sünden haben mich entstellt? Ich bin mir sicher: So wie es mir gerade geht, so können sich auch andere in seinem Gesicht entdecken.

Wenn mich mein Leid entstellt, wenn ich so unansehnlich bin, wird mir jemand in Liebe ins Gesicht sehen?

Gebet:

Herr,
öffne unsere Augen für die Liebe. Lass uns im Angesicht unseres gegenüber entdecken, was liebenswert ist. Gib uns den Mut, in Liebe denen beizustehen, die Verletzungen davon getragen haben.

Amen.

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Station 7/Epilog: hinweisen

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„Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben.“

(Joh 9,37)

Gedanken:

Ein Fingerzeig Gottes.
Wir werden noch einmal hingewiesen auf den Leichnam am Kreuz, auf die Wunden und das Leiden.

Und wenn wir unsere Augen öffnen, können wir heute, aktuell in unserer Nähe Leid und Verwundungen entdecken.

Brauchst du jemanden, der dich direkt mit der Nase darauf stößt, was gerade an Leidensgeschichten um dich herum auf dieser Welt passiert?

Das ist die Richtung!
Die leuchtende Hand in der Dunkelheit gibt einen wichtigen Hinweis.
Unsere Dunkelheiten sind Selbstzweifel und Mutlosigkeit, Angst und Trauer, Zu-viel-auf-einmal und Orientierungslosigkeit.

Dieser Finger weist auf Jesus hin:
Wir können uns sein Leben, seine Worte und seine Handlungen und vor allem seine Liebe als Orientierung nehmen.

Siehst du das menschliche in unserem Gott?
Siehst du das göttliche in den Menschen?
JENER MESCH GOTT

Gebet:

Guter Gott, Du kennst unsere eigenen Leidensgeschichten.
Lass uns Deine Nähe spüren.

Du kennst uns mit unseren Stärken und unseren Unzulänglichkeiten.
Lebendiger Jesus, gib uns den Mut und die Kraft, um uns an Dir orientieren zu können.
Hilf uns, in Deinem Geist zu leben.

Amen.

Segen:

Wir sind Gesegnete, weil Gott sich wie ein Vater, wie eine Mutter um uns sorgt. Er hilft und heilt.
Er berührt unsere Seele.

Dieser gute Gott begleite uns auf Ostern hin – auf das Fest des Sieges über den Tod und das Ende, auf das Fest der Erlösung.

Er schenke uns einen wachen Geist, dass wir seine Liebe erkennen, ein weites Herz, dass wir uns von seiner Liebe erfüllen lassen und tiefen Lebensmut, dass wir seine Liebe leben – Er, der menschgewordene Gott –

+ der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

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